Die Marche mondiale des femmes ist ein feministisches Aktionsnetzwerk, das sich gegen Armut und Gewalt engagiert. Im Jahr 2000 haben sich an der Marche Hunderttausende Frauen beteiligt.

Anfang des 21. Jahrhunderts präsentiert sich die Welt, in der wir leben, als beherrscht von der patriarchalen, neoliberalen Globalisierung, die Ungleichheiten reproduziert, den Graben zwischen Armen und Reichen vertieft und Ausgrenzung, Hass, Rassismus, Intoleranz und bewaffnete Konflikte hervorbringt.

Als Feministinnen erachten wir es als dringend, politische, soziale und kulturelle Alternativen vorzuschlagen, um die von uns erhoffte andere Welt möglich zu machen.

Wir wollen eine gerechtere Welt, frei von jeglicher Ausbeutung und Unterdrückung, in der alle Völker in den vollen Genuss der Menschenrechte kommen, eine Welt der sozialen Gerechtigkeit, der Demokratie und der Gleichberechtigung zwischen Frauen und Männern; eine Welt, die die von uns Frauen beruflich wie privat geleistete Arbeit tatsächlich anerkennt, ebenso wie die Rolle, die wir in unseren Gesellschaften spielen; eine Welt, die die Diversität und Vielfalt der Kulturen anerkennt und die Umwelt schont. Dringend ist auch die Bekräftigung und Verteidigung unserer Rechte in Sexualität und Fortpflanzung, die insbesondere den kostenlosen Zugang zu Gesundheitspflege und sicheren Verhütungs- und Abtreibungsmethoden voraussetzen.

2005 ist ein weiteres Aktionsjahr der Marche mondiale des femmes. Gleichberechtigung, Freiheit, Solidarität, Gerechtigkeit und Frieden – das sind unsere Werte, die weltweit ab dem 8. März in zahlreichen Initiativen aufgegriffen werden.
Wir Frauen, die in der Schweiz und damit in einem der reichsten Länder der Erde leben, wollen

angstfrei leben
ohne körperliche, psychologische oder sexuelle Gewalt in der Familie, auf der Strasse, an der Arbeit, in Sozial- und Bildungseinrichtungen; ohne Zwangsheirat; ohne Genitalverstümmelungen; ohne Frauen- und Kinderhandel

ausreichende Mittel für ein Leben in Würde
sei es über Löhne, AHV- oder IV-Renten, Ergänzungsleistungen, Kinderbeilagen zur Deckung der realen Ausgaben sowie einkommensabhängige Krankenkassenbeiträge

frei sein
ungeachtet von Nationalität und Familienstand oder rechtlichem Status reisen, uns niederlassen, arbeiten, die Stelle wechseln; Frauen müssen ihren Zuhälter oder gewalttätigen Mann verlassen können, ohne damit den Entzug der Aufenthaltsbewilligung zu riskieren

gleiche Rechte durchsetzen
dem Prinzip „gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit“ konkret zum Durchbruch verhelfen (das Gleichstellungsgesetz ist ungenügend und wird wenig angewandt); geteilte Haus- und Betreuungsarbeit zwischen Paaren, Anerkennung des Werts der Frauenarbeit;?Gleichberechtigung auf allen politischen, wirtschaftlichen und sozialen Entscheidungsebenen;?Nichtdiskriminierung von Personen, die mit einer Behinderung leben; gleiche Rechte für Frauen mit einer Invaliditätsrente;?Nichtdiskriminierung von Frauen aufgrund ihrer Hautfarbe, ethnischen Zugehörigkeit etc.

die Rechte von Homosexuellen anerkennen
Partnerschaft, Adoptionsrecht, Bestrafung homosexuellenfeindlicher Übergriffe, Nichtdiskriminierung am Arbeitsplatz

den öffentlichen Dienst beibehalten und ausbauen
Gesundheit, Erziehung und Bildung, Kommunikation, Energieversorgung etc. müssen allen in guter Qualität zur Verfügung stehen

besser leben
bezahlbaren hochwertigen Wohnraum, Senkung des Rentenalters, Elternurlaub, bessere Abstimmung von Schul- und Arbeitszeiten, bedürfnisgerechte Sozialeinrichtungen

Natur und Lebewesen schützen
Zugang zu natürlichen Ressourcen, Umweltschutz, Ernährungssouveränität, Verbot des Patents auf Leben – Das Leben und die Natur lassen sich nicht kaufen und verkaufen, sondern sind Allgemeingut; strikte Kontrolle der Gentechnik; Verbot des menschlichen Klonens

Frieden und internationale Zusammenarbeit fördern
Streichung der Schulden der Länder des Südens; effiziente Massnahmen gegen Steuerhinterziehungen und Kapitalflucht, Aufhebung des Bankgeheimnisses?Beseitigung von Waffenfabriken, Verbot des Verkaufs von Waffen, Entmilitarisierung der Gesellschaft

Bern, Januar 2005 Marche mondiale des femme
Schweizer Koordination